
LOLL
Namenforschung
Die Namenforschung (Onomastik = die Namenwissenschaft)
beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von
Namen, u.a. Personennamen. Die Onomastik beschreibt als
Teildisziplin der Sprachwissenschaft die spezifischen
Eigenschaften der Eigennamen (Vor-, Familien-, Orts-, Gewässer-
u. Flurnamen). Die Definition bei Wikipedia lautet:
Die Namenforschung, auch
Namenkunde, Onomatologie oder Onomastik (von griech.: ὀνομαστική
[ἐπιστήμη], onomastiké [epistéme]) beschäftigt sich mit der
Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen, also unter
anderem Personennamen (Anthroponymie), aber auch der Namen
geographischer Objekte (Toponomastik) oder anderer Dinge.
Die Onomastik beschreibt als
Teildisziplin der Sprachwissenschaft die spezifischen
Eigenschaften der Eigennamen (Vor-, Familien-, Orts-, Gewässer-,
Flur-, Warennamen, Astronyme (Sternnamen) etc.). Da diese in
verschiedenen Lebensbereichen vorkommen, berücksichtigt sie auch
Sachbezüge derselben und arbeitet mit Geschichts-,
Gesellschafts- und Naturwissenschaften eng zusammen, für die
Namen die Funktion einer wichtigen Quellengattung haben. Ähnlich
wie bei der Sprachgeschichtsforschung verfolgt sie die
Namenentstehung und -geschichte im Zusammenhang mit Namengebern,
Namenbenutzern und wechselnden Benennungs-und
Geltungssituationen. Das internationale Koordinierungsorgan ist
der International Council of Onomastic Sciences (ICOS, Sitz:
Uppsala/Schweden).
Verwandte Gebiete sind die
sprachwissenschaftliche Disziplin der Etymologie, die die
Bedeutung und Herkunft von Worten allgemein untersucht, die
Genealogie (Ahnenforschung), die sich für die Abstammung
(„Herkunft“) einzelner Personen und Familien interessiert, und
die Sprachgeographie, die die räumliche Verteilung der heutigen
Namen aller Art erfasst.
Was sagen die Ergebniss der Wissenschaft über die Namen Loll
und Lull?
Einen zweifelsfreien Nachweis für die Herkunft und die Bedeutung
des schon sehr alten Namen Loll gibt es bisher nicht. Gemeint
ist der geschriebene Name eines Menschen. Wie in den soweit
zurückliegenden Jahrhunderten gesprochen wurde und wie eine
Person gerufen wurde ist noch schwieriger zu erforschen. Der
Name, nur aus zwei Buchstaben läßt viele Spekulationen zu. Eine
frühe Marke für diesen Familiennamen ist die Entstehung des
Alphabets in Palästina um 1500 v.Chr. Hieraus folgen das
Griechische und das Lateinische Alphabet, in denen die
Buchstaben "L" und "O" vorkommen. Denkbar ist sogar der
geschriebenen Name in der jeweiligen Sprache als Symbol oder
Hieroglyphe. Der Name Loll stammt nicht, wie die meisten
Familiennamen (insbesondere im Germanischen) aus dem Namen eines
Berufes, von einem Wohnort oder von der Herkunft einer der
Vorfahren. Es gibt für den Namen sowohl einen
griechisch/römischen, als auch einen germanischen Ursprung. Bei
den Nachforschungen gibt es mehrere Wege die Herkunft zu
ergründen, einmal durch die Bedeutung des Namens mittels der
Sprachwissenschaft und zum zweiten durch die Verwendung und
seine Veränderungen in der jeweiligen Sprache oder Dialekt
(Prosopografie). Der Name hat im Germanischen eine Verbindung zu
einem Adjektiv. Dieses Adjektiv hat in den verschiedenen
Zeitaltern und in verschiedenen Sprachen immer die gleiche oder
eine ähnliche Bedeutung. (Vgl. HEINTZE-CASCORBI S.257 u. 331)
Über folgende Reihe läßt sich das Wort bis in die Antike
zurückverfolgen,
GERMANISCHE VERWENDUNG
Loll |
heute |
Lull |
heute |
LUL |
Mittelalter |
lut |
mhd. |
hlut |
ahd. |
(in)clutus |
lat. |
clytos |
griech. |
Das lat. Adjektiv "inclutus" bedeutet "berühmt", d.h.
"besprochen", "vielgenannt", "weitbekannt". (Vgl. WALDE S.237 u.
690) Formen von "clytos" stehen für: "gehört", "von dem man hört
oder gehört hat", d.h. "berühmt", "ruhmvoll". (Vgl. FRISK S.877)
Ein sehr aufschlußreiches Beispiel ist die Schreibweise des
Namen Lull, verzeichnet in "Personennamen des Mittelalters",
Bayrische Staatsbibliothek München 2000.
Ramon Lull |
Llull |
Ramon Lull |
Lull |
Ramon Lull |
Lullus Raimundus |
Ramon Lull |
Lulle Raymond |
Ramon Lull |
Raimundo Lulio |
Lull(Erzbischof von Mainz) |
Lull |
Lull(Erzbischof von Mainz) |
LUL |
Lull(Erzbischof von Mainz) |
Lullus |
Lull(Erzbischof von Mainz) |
Lulle (de Mayence) |
Bei den Römern besteht der Gentilname oder der Beiname aus dem
Stamm Loll und der Nachsilbe -ius oder -ianus. Unter
germanischen Rufnamen findet man "(h)lut" für laut bzw. bekannt.
(Vgl. dtv-Atlas Namenkunde 1998 S.26) Zum Wortstamm "Leute" wird
lut (bei Max Gottschald) gezählt. Im Mittelalter gibt es zwei
berühmte Lulls, durch die man sehr viel über die Namen Lull und
Loll in Erfahrung bringen kann. 710 - 786 lebte der Mönch und
spätere Erzbischof von Mainz LUL.
Nachdem er im Jahre 852 heilig gesprochen wurde, findet seit
dieser Zeit jährlich im Oktober die "Loll's-Woche in Bad Hersfeld statt. Die
häufige Verwendung von Heiligennamen schon im frühen MA hat zur
Verbreitung seines Namen gesorgt. 1234-1315 lebte Ramon Lull
(Llull), der berühmte Katalanische Philosoph. Er selber hat mehr
als zweihundertfünfzig Bücher geschrieben. Ramon Lull liegt in
der Kirche von San Francisco in Palma de
Mallorca begraben. Aus den Wortformen des Adjektivs sind aber
auch schon früher Familiennamen abgeleitet worden.
RÖMISCH/GRIECHISCHE VERWENDUNG
Bei den Römern gibt es schon sehr viele Familien und "gentes"
der Lollii. Da sie zum Teil hohe Ämter bekleidet haben, und
erfolgreiche Handels- und Bankkaufleute waren, ist ihre
Geschichte auch überliefert. Hier einige:
Die Lollii werden als röm. plebeische Familie schon
im 3. JH. v.Chr. bezeugt. |
269 v.Chr. Lollius der
Samnite (Cassius Dio) |
45 v.Chr. Lollius Palikanus,
Münzmeister unter Caesar s. Denar 1461 (DNP 18) |
21 v.Chr. (M)arcus
Lollius,consul, erster Stadthalter in Galatien, 16
v.Chr. mit einer Niederlage in Germanien
durch die Sugambrer bezeugt |
135 n.Chr. Q.Lollius
Urbicus,Konsul, 139-142 erbaute er als Stadthalter den
2. Limes (Antoninuswall) in Britannien |
Wer war Q(intus) Lollius Urbicus
?
- -Urbicus.
lebte in der röm. Kaiserzeit im 2. Jh. n.Chr.
- -er war in Tiddis, einer Kleinstadt in der röm. Provinz
Africa zuhause
- -seine Senatorische Laufbahn begann unter Kaiser Hadrian
- -135 n.Chr. war er Consul, dann Legat der Legio X u.a.
- -er erbaute von 139-142 als Statthalter in Britannien
einen Abschnitt des 2. Limes (Antoninuswall)
- -er war einer der bekannten Namensträger des Fam.-Namen
Loll/Lull
- -die anderen röm. Lollii stehen unter Roemer
Hier eine Inschrift zu Q. Lollius Urbicus auf einer
Einweihungstafel des Limes in Britannien, die jetzt im Museum
der Universität Newcastle liegt.

(Vgl.DNP Bd.7,1999) Die größte Verbreitung fand der Name in
England, Deutschland und Frankreich. In den 500 Jahren
Römerzeit in Britannien entstand der Familienname Loll ohne
-ius-. Die epigraphischen Zeugnisse des Namen Loll(ius) finden
sich u.a. im

RIB - ROMAN INSCRIPTIONS OF BRITAIN -. Hinzu kommen die
Ergebnisse aus den Funden der Archäologen u.a. Hier einige der
nachgewiesenen aus späterer Zeit:
1251 Lady Lollesworth
(Lollworth/Cambridge, Farm der Lolls) |
1284 Farm of Lull in
Lulworth/Dorset, England |
153x Vincent Loll geb.?,
1561 Heirat mit Agnes Gray in St.
Mary,Sandwich/Kent, |
Weitere Namen für England finden sich in den "Domesday books".
Im 16. Jh. wanderten viele evangelische Schotten in Pommern
ein. (Vgl. AN HISTORICAL ATLAS OF SCOTLAND c.400 -c. 1600 hgg.
Peter McNeill and Ranald Nicholson 1980 St. Andrews Kap. 63 u.
Maps 115,117.) Und ab 1567 gingen viele Schotten (mit James
Hepburn, nach der Ermordung von Darnley, dem zweiten Mann von
Maria Stuart) nach Dänemark und Schweden. Bei Gustav Adolf II.
gab es im 30 jährigen Krieg (1618-1648) eigene Schottische
Regimenter. Teile davon sind in Pommern geblieben.
In Deutschland sind die Familiennamen Loll und Lull erstmals
nachgewiesen bei
155x-1564 |
Simon Lull, Prediger in Budow (Vgl. BOTTKE,
Heimatbuch des Landkreises
Stolp 1926 Verlag P. Albrecht Stolp) |
1650 |
George Loll *1650g (Kirchenbuch von Zaue/Spreewald |
1688 |
Hans Loll * ca.166x, als Pate am 09.11.1688 im
Kirchenbuch der St. Marienkirche in Schlawe/Pommern
(1618-1720) |
1717 |
Söhne von George Loll in Steuerliste für Budow,
Gallensow usw. |
Die größte Verbreitung des Namens erfolgte in Pommern. Heute sind die
pommerschen Lolls (nach dem 2. Weltkrieg wurden fast alle
Lolls aus Hinterpommern vertrieben) in ganz Deutschland
verteilt. In Frankreich sind Lolls seit 1774 nachgewiesen.
Hier liegt der Ursprung wohl im Elsass. Der älteste ist hier
Francois Joseph Loll aus Niederbergheim. Weitere Informationen
zu den Lolls in Frankreich und USA stehen im "Lolls Book
I,II,III und IV von William E.LOLL Fullerton CA. in USA.
Loll und Lull
Es ist sicher, daß die Familiennamen "Loll" und "Lull" den
gleichen Ursprung haben. Für die pommerschen Lolls gibt es mehrere
von einander unabhängige Quellen, die dies belegen. Ich weiß u.a.
von heute noch lebenden Lolls aus Dortmund, daß deren Großvater
(durch einen Hörfehler des Schreibers des Kirchenbuches) Lull
statt Loll genannt und geschrieben wurde. Durch das pommersche
Plattdeutsch wird Loll sowieso Lull gesprochen. In der
Blanckenseeschen Hufenklassifikation für Hinterpommern von 1717/19
taucht nur der Name Loll auf. Heute gibt es hochgerechnet ca. 3000
Bürger in Deutschland die den Familiennamen Loll oder Lull tragen.
An zweiter Stelle stehen die USA mit ca. 2000 und Frankreich ca.
1500 Lolls bzw. Lulls. Die Auswanderer in USA stammen von den
Lolls aus Pommern, Frankreich und einige stammen aus Polen und
Dänemark (Riebe). Für diese Familiennamen gibt es in England und
Schottland keine Schaetzung.
Familienstämme
Aufgrund der enormen Verluste an historischen Unterlagen,
Einwohnerlisten, Kirchenbücher usw. im 2. Weltkrieg ist ein
lückenloser Nachweis von einer Generation zur anderen nicht
möglich. In einigen Dörfern, Kirchspielen und Kreisstädten ( wie
in Sageritz, Mahnwitz u. Stolp) sind bis zu 85% der amtlichen
Unterlagen zerstört. In einem ersten Fall ist es mir jetzt doch
gelungen von 1678 (Eva Loll, Ressen), alle Namensträger und
Verwandte eines Familienastes bis zu heute in Berlin und Hamburg
lebenden Lolls nachzuweisen.
Lollarden
Als Lollarden werden die im 14. Und 15 Jh. in England lebenden
Anhänger Wiclifs bezeichnet. Eine Verbindung zu dem dann schon
bestehenden Familiennamen gibt es nicht.
Lolland
Lolland oder Laaland ist eine der 4 großen Dänischen Inseln. Eine
Namengebung als Familiennamen konnte nicht gefunden werden.
Andere Synomyme
Jean-Baptiste Lully *1632 in Florenz + 1687 in Paris.
Zusammenfassung
Die Namengebung ist Teil der jeweiligen Kultur ihrer Zeit. Da der
Name Loll aus einer der hochstehenden Kulturen des Mittelmeerraums
kommt (zu Beginn des Römerreiches wurden die meisten Namen, auch
der Lollii Griechisch geschrieben), hier ein kulturelles Zeugnis
aus dem 4. Jh. v.Chr.
Es handelt sich um die Statue der Göttin EIRENE von Kephisodotos,
von der das Original um 375 v.Chr. auf der Agora in Athen
gestanden hat.
Eirene - Friedensgöttin
(Das Foto ist von einer Kopie, die im Archäologischen Institut
der Universität Göttingen steht.)
Die Namengebung der Roemer, die Tria nomina, im Mittelalter die
Einnamigkeit und heute das System mit Famliennamen und mehreren
Vornamen sind nur einige, die ich hier nennen will. Mit den Römern
kam der Name im zweiten Jh. aus dem Mittelmeerraum nach
Britannien, mit den Pilgern aus England nach Rom und über den
Jacobsweg nach Santiago de Compostella, kam er im frühen
Mittelalter nach Katalonien (Mallorca) und ins Elsass. Er ist im
16. Jh. auch gewandert von England und Schottland nach Dänemark
und Pommern. Bedingt durch Kriege und die Religionskämpfe in
Britannien und die Glaubensfreiheit bei den Hohenzollern und in
Pommern.
Bei den Historikern der Alten Geschichte ist es eigentlich normal,
dass die Tradition nicht Lückenlos ist. Die dürftige Quellenlage
lässt einen schlüssigen Beweis zwar nicht zu, aber
Forschungsarbeiten geben viele Hinweise für begründete Annahmen.
Hierzu gehört auch das Vorhandensein des Namen Loll über drei
Jahrtausende.
Stand 27.02.2020
fritz loll
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